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Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann
Biografie eines Hundes
In Komödien und Familienfilmen dienen Hunde oft als Sidekicks, um für Gags und Niedlichkeit zu sorgen. In Horrorfilmen werden sie häufig allzu rasch von den finsteren Mächten beseitigt, da sie die Bedrohung schon viel früher als alle menschlichen Figuren erkennen. Und wenn Hunde tatsächlich mal im Zentrum eines Films stehen, geht es nicht selten nur darum, dass sie die Menschen heroisch retten. Der Schweizer Filmkomponist Martin Skalsky befasst sich in seiner ersten Regiearbeit „Cody – Wie ein Hund die Welt verändert“ hingegen sehr ernsthaft mit dem Hintergrund seines eigenen Hundes; gewissermaßen mit dessen backstory wound.
Im Rahmen eines dokumentarischen Porträts will Skalsky in Erfahrung bringen, welche Vorgeschichte der Hund Cody hat, den er im Jahre 2014 zusammen mit seiner Frau Selina adoptierte. Cody lebte in Rumänien auf der Straße. Durch das 2013 im Land eingeführte Tötungsgesetz wurde dieses Dasein in Freiheit jedoch extrem gefährlich. Als der Regisseur die Tierschützerin Cristina Paun aufsucht, erfährt er, dass Cody damals für längere Zeit mit der Hündin Blanche ein streunendes Duo bildete – und dass diese inzwischen in London ein temporäres Zuhause gefunden hat. Soll Skalsky ein Wiedersehen der Tiere organisieren?
Was Cody unter anderem zu einem gelungenen Film macht, ist das hohe Maß an Selbstreflexion. Die beiden Hunde wieder zu vereinen und damit einen rührenden, Susi-und-Strolch-artigen Höhepunkt herbeizuführen, ist gewiss verführerisch. Skalsky stellt (sich) hier aber durchaus die Frage, ob er bei dieser Vorstellung nicht lediglich typisch menschlichen Ideen von Liebe und Romantik verfällt. Die Bemühung des Filmemachers, den Tieren auf Augenhöhe und mit dem entsprechenden Respekt zu begegnen, wird durch solche Gedanken spürbar. Auch die Leute, die Skalsky heranzieht, um mehr über Cody im Speziellen und Hunde im Allgemeinen herauszufinden, bereichern den Dokumentarfilm – so zu Beispiel die Sachbuchautorin Maike Maja Nowak, deren formulierte zehn „Grundrechte der Hunde“ den 87-Minüter strukturieren. Beeindruckend ist nicht zuletzt das Engagement der Aktivistin Paun, die in Targoviste, Rumänien bereits zwischen 6000 und 8000 Hundeleben gerettet hat, indem sie die Tiere von der Straße wegholt und zu vermitteln versucht. Auch kommen etwa der Philosophieprofessor Mark Rowlands und die Hunde-Shelter-Gründerin Lya Battle zu Wort.
Skalsky ist in den Gesprächen ein angenehm zurückhaltender Interviewer. Nebenbei erfährt man, wie Cody für Selina und ihn (sowie die später geborene Mila) zu einem wichtigen Familienmitglied wurde und wie sich das Leben, auch durch einen Umzug von der Stadt aufs Land, veränderte. Über allem steht die Frage, wie der Mensch mit Hunden umgeht beziehungsweise umgehen sollte – und die Erkenntnis, dass es für das harmonische Zusammenleben mit einem Tier äußerst hilfreich sein kann, etwas über dessen bisherige Erlebnisse im Leben zu wissen.
Cody ist ein Strassenhund aus Rumänien. Was er wirklich erlebt hat, weiss niemand. Heute ist er aus dem Leben der Familie Skalsky jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Für Martin ist der Hund viel mehr als nur ein Haustier, sondern ein Wesen mit einer eigenen Geschichte. Auf der Suche nach einem tieferen Verständnis für seinen Cody und Strassenhunde im Allgemeinen begibt er sich auf eine Reise, die ihn nach Rumänien, England und Costa Rica führt. Die berührende und persönliche Geschichte einer prägenden Freundschaft zwischen Mensch und Tier.
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Meinungen
Melanie · 25.01.2021
Der Film hat meine eigenen Gedanken und Fragen aufgegriffen und unterstrichen. Wir haben vor 5 Monaten einen rumänischen Hund aus der Tötung adoptiert und ich habe schon seit Jahren Erfahrung im Tierschutzbereich gesammelt. Ich stelle mir auch immer wieder die Frage, was ist mehr wert, die Freiheit, oder ein sicheres Zuhause. Die Meinung, dass alles besser ist als ein Leben auf der Straße, teile ich nur bedingt. Im Falle von Cody konnte man allerdings sehen, dass ein Leben, bei lieben Menschen, die auf die Bedürfnisse ihres Hundes eingehen und ihn auch ein Stück weit Hund sein lassen und ihm seine Individualität lassen, durchaus das besseres Los sein kann. Mich hat Cody definitiv abgeholt und die Geschichte mit Blanche und das Ergebnis dessen, fand ich sehr spannend.
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Dorota · 16.08.2020
Das Gefühl von "Martin" zum Hund fehlt mir komplett, stattdessen kommt Herr Skalsky recht eingebildet und arrogant rüber, er und Christina hacken grundlos auf Marsha rum und überlegen gar, Marsha Blanche wegzunehmen, obwohl beide Hunde sich in ihren Familien arrangiert haben (auch wenn es bei Cody scheinbar weit weniger liebevoll zugeht), letztlich sehr abschreckend für Leute, die überlegen, einen Hund zu adoptieren, wenn man hört, wie die beiden über die gute Hundemutter Marsha reden, und ich dachte, das wäre ein Zweck des Films (neben der Betonung der Rechte von Tieren, z.B. - das ist ein guter Satz - dass das essenzielle Recht der Tiere auf Leben und ein Leben ohne Leid nicht für den nicht-essenziellen Wunsch von Menschen, Fleisch zu fressen, geopfert werden darf), aber scheinbar ging es Herrn Skalsky auch mehr darum, sich selbst und seine Baby in Szene zu setzen und sich selbst als den Allertollsten zu loben - für mich eine sehr unangenehme und kalte Vorstellung, hat mich sehr enttäuscht (und quasi kalt gelassen).
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Elena · 03.04.2021
Dieser Kommentar ist ein gutes Beispiel dafür, dass jedes Individuum seine eigene Wirklichkeit und Realität hat. Ich persönlich habe das so überhaupt nicht wahrgenommen und war von der tiefen Verbindung aller Hundebesitzer zu ihren Tieren sehr beeindruckt. Viel mehr Tierbesitzer sollten sich mit den Bedürfnissen ihrer Tiere beschäftigen und nicht nur unser menschliches Leben auf sie überstülpen.
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Equus · 08.04.2022
Neben allem Respekt für die Wahrnehmung jedes Einzelnen Wesens, so ist diese Darstellung doch im Kern sehr feindselig und wird dem Einsatz aller Beteiligten in diesem Film in keiner Weise gerecht. Vielen Dank an alle, die diesen Film möglich gemacht haben. Mögen sich das Mitgefühl und die Hingabe für die Tiere dieser Welt in uns allen entfalten. Und wir alle erfahren, dass der Frieden auf Erden in uns beginnt.
Danke für Ihre Darstellung, Dorota. Sie hat etwas in mir wachgerüttelt.
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Liliane · 30.04.2023
Ich fand den Film sehr interessant und er hat für mich auch gute Fragen über das Tierwohl aufgeworfen. Mich hat ebenfalls etwas befremdet, wie über Marscha gesprochen/dokumentiert wurde. Der Satz liess mich aufhorchen: "Könntest du dir vorstellen, dass Blanche zu uns kommen würde?" Die volle Offenheit wäre zu fragen, wollen wir das Experiment wagen und schauen, ob die beiden zusammen und wo sie leben möchten? Dies war eine Wendung/ ein Teil im Film, die ich nicht verstanden habe.
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